Archive for Mai 2015

 
 

Grimselpass

Vorsichtig lenke ich den Wagen auf den Parkplatz. Nur schemenhaft zeichnen sich die Umrisse des Restaurants «Grimselblick» ab. Doch heute gibt es keinen «Blick». Der Pass liegt in undurchdringlichem Nebel. Eine graue Geisterlandschaft. Man sieht kaum die Hand vor Augen.
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Mülltrennung

»Wo sind die Hausunterlagen?«, fragte Eberhard und räumte Aktenordner vom Wandschrank auf den Tisch. Stefanie zuckte zusammen. Um Gottes willen, sie hatte die letzten Tage damit verbracht, einmal gründlich aufzuräumen. Säckeweise hatte sie den Müll zum Recyclinghof gekarrt. Erst heute Morgen noch den Kombi voll mit Papier und Pappkartons geladen. Alte, hässliche Ordner waren auch dabei. Sollte sie aus Versehen? Sie wischte den Gedanken beiseite.
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Glück

Sie liegt im weißen Krankenhausbett, schaut in Richtung Fenster, sieht einzelne Sterne am Himmel, einen runden Mond. Draußen fährt ein Bus an, ein Motorrad knattert vorbei.  Ihr Kopf ist weit und hell, der Atem schnell und leicht. Sie möchte jubeln, tanzen, singen,  Wogen von Glück und Liebe rollen über ihren Körper.
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Sturm auf dem Iisselmeer

Ein dumpfer Schlag, noch einer. Knirschend bohrt sich der Rumpf der Jacht in den sandigen Untergrund. Eine Serie von drei kurzen, schäumenden Brechern kracht gegen die Bordwand, überflutet das Deck, zieht sich zurück. Das Boot richtet sich auf, wartet auf den nächsten Angriff.
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Allwetterbad

Die Schiebetür zum Schwimmbereich geht automatisch auf. Der Lärm schlägt mit voller Wucht zu. Lachende und kreischende Kinder toben im Warmbecken, werfen sich bunte Bälle zu, tauchen ab nach Ringen am Beckenboden, kommen keuchend wieder an die Oberfläche, prusten sich Wasser ins Gesicht. Kleine Jungen reiten wie Cowboys auf ihren Schaumstoffschlangen, kämpfen mit verbissenen Gesichtern, versuchen sich gegenseitig hinunterzuziehen. Der Verlierer taucht lachend auf, warte, das wirst du mir büßen! Der Kampf beginnt von vorne.
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Köllnflocken

»Warum Köllnflocken? Die daneben sind billiger!«
Der alte Mann mit dem Elbsegler auf dem Kopf und den ausgebeulten Jeans hat seine Stimme erhoben und sieht seine Frau vorwurfsvoll an. »Schmeiß doch das Geld nicht so raus! »
Ihre ausgestreckte Hand zuckt zurück. Sie ist groß und schlank, größer als er, sieht auch jünger aus.
»Aber Hans-Dieter«, sagt sie. »Ich mag nun mal lieber die echten Köllnflocken«.
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Blutspur

Der junge Arzt hat bedauernd mit den Schultern gezuckt, was von „alles Menschenmögliche getan“ gemurmelt. Er hat den Eltern die Hand geschüttelt und ist dann schnell verschwunden, ohne mich nur eines Blickes zu würdigen. Dabei war ich es, der sie gefunden hat. Im Graben, herausgeschleudert aus ihrem roten Sportcoupé, das ich ihr zur Verlobung geschenkt habe.
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