Archive for März 2021

 
 

Fremdenführung

 

Wir hatten im Internet eine Annonce aufgegeben, dass wir unser Haus im Bremer Norden verkaufen wollten. Einfach zu groß, nachdem die Kinder ausgezogen waren, der Garten zu arbeitsintensiv, die vielen Treppen und das alte, enge Bad nicht altengerecht.
Es ist ein altes Haus, 1934 gebaut, sicher von einem Werftarbeiter, der beim Vulkan geschuftet hat. Alle Häuser in der Straße sehen ähnlich aus und es heißt, wenn der Vulkan eine Sirene hätte schalten können, um alle Teile zurückzupfeifen, die unerlaubterweise beim Schiffsbau über Jahrzehnte hinweg entwendet worden waren, würden in der ganzen Umgebung die Häuser in sich zusammenfallen.
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Der Schrank

 

»Komm, Schatz, wir müssen los!«
Die Mutter hat die Tür zum Kinderzimmer geöffnet, schaut verblüfft in die leere Spielecke, dann zum Bett, sieht die zusammengeknüllte Bettdecke, unter der sich die Umrisse eines kleinen Körpers abzeichnen.
»Was ist los, Svenja? Bist du müde? Du kannst gleich bei Oma schlafen.«
»Ich will nicht bei Oma schlafen?«
»Du willst nicht bei Oma schlafen? Warum das denn nicht? Du gehst doch sonst gern zu Oma.«
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Bücher

 

Die Schriftstellerin Luise Rinser erzählt in ihren Erinnerungen –  ein Memoir -, dass sie eines Tages ins Wohnzimmer kam und den kleinen Sohn bewegungslos auf dem Boden liegen sah, beide Arme weit ausgestreckt. Besorgt hatte sie sich sie sich über ihn gebeugt.
»Bist du krank, Liebling?«
»Nein«, sagte der Kleine. »Ich bin ein Buch. Und nun musst du hierbleiben und mich lesen.«
Luise Rinsers Muttergewissen wurde rabenschschwarz. Um Gottes willen, der Kleine dachte wohl, er müsse sich in ein Buch verwandeln, damit sie ihn wahrnahm.
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