Archive for the Category Kurzkrimi

 
 

Das hat Hektor noch nie gemacht!

Sie hatten den Hund schon auf dem Hinweg gesehen. Den muskelbepackten, weißen Pitbull mit dem quadratischen Kopf und dem halboffenen Maul, aus dem lang und dick die Zunge hing wie ein dunkelrosa Fleischlappen. Der kleine, glatzköpfige Mann, der ihn an der Leine hielt, brüllte den Hund an, riss ihn immer wieder zurück, schlug ihm das Ende der Leine übers Kreuz.«Verdammt, Hektor! Bei Fuß, Hektor!«
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Vor Gericht

Auf den Zuschauerbänken im Landgericht  steigt der Geräuschpegel. Leute tuscheln, schütteln den Kopf, einige lachen laut. Ungeduldig klopft der Vorsitzende Richter mit dem Hammer auf den Tisch.
»Name, Adresse, Alter«, fragt er noch einmal.
»Mein Mandant zieht es vor zu schweigen«, sagt der Anwalt.
»Aber er kann doch seinen Namen nennen«, beharrt der Richter.
»Nein«, sage der Anwalt. »Mein Mandant ist Geheimnisträger.«
»Lassen Sie die Kindereien.« Der Richter wirkt ungeduldig. »Name, Adresse, Alter.«
»Ich sagte bereits«, – auch der Anwalt hebt die Stimme – , »mein Mandant ist Geheimnisträger.«
Im Saal wird gelacht. Wieder benutzt der Richter das Hämmerchen vor ihm. »Ich lasse den Saal räumen, wenn der Krach nicht aufhört. Wir sind hier vor Gericht.«
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Am Fähranleger

Was? Ich presse das Smartphone ans Ohr. Ich solle sofort zur Vegesacker Fähre kommen. Ein Mann halte Marina eine Revolver an den Kopf.
»Sagen, gestohlen sie hat«, sagt Viktor in gebrochenem Deutsch. »Lüge! Marina nicht stehlen.«
Ich nehme die Autoschlüssel vom Haken, rase zum Fähranleger.
Du wichtigtuerischer Idiot, beschimpfe ich mich unterwegs. Was machst du da?
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Du sollst kein falsch Zeugnis reden

Zugegeben, der Stadtteil ist sozial belastet, wie es im Amtsdeutsch heißt.
Frau Kowalczyk hat in den letzten vierzig Jahren in einem Sechsfamilienhaus gewohnt, in dem mittlerweile die meisten Wohnungen vom Sozialamt bezahlt werden. Einige deutsche Mieter sind schnellstens ausgezogen, als sie sich eine andere Wohnung leisten konnten, aber Frau Kowalczyk gefällt es in dem bunten Stadtteil mit den vielen Einkaufsmöglichkeiten, der guten öffentlichen Anbindung an die Innenstadt, der Nähe zum Fluss. Im Übrigen findet sie sich zu alt, um in einer fremden Umgebung einen Neuanfang zu wagen. Sie ist kommunikativ und freundlich, kommt gut mit den anderen Mietern aus, auch wenn sie sich manchmal wünscht, das Treppenhaus würde gründlicher geputzt und die Haustür nachts zuverlässig abgeschlossen werden.
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Nimm mich mit, Kapitän!

Wie konnten diese beiden jungen Frauen nur in diesen Schlamassel geraten?, fragte sich der Leiter der Mordkommission in Cairns. Zwei deutsche Touristinnen lagen halb verdurstet und mit dramatischen Verbrennungen im Hospital. Ob sie vergewaltigt worden waren, war nicht sicher, aber es bestand der begründete Verdacht. Die Ärzte wussten nicht, ob sie überleben würden.
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Frauenleiche gefunden

Die Streitereien ihrer Eltern waren in den letzten Wochen immer heftiger geworden. Jana konnte abends oft nicht einschlafen. Eines Abends war es besonders schlimm. Durch die dünnen Wände hörte sie die keifende Stimme ihrer Mutter und die raue, bollernde ihres Vaters. Irgendwann polterte ein Stuhl, Mama heulte auf, Papa schrie: »Sei ruhig, sei endlich ruhig!« Dann das Schluchzen von Mama und ihre tränenerstickte Stimme: »Es geht immer nur um sie. Ich bin dir egal!«
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Gier

Der große Reisebus mit dem Zielort Düsseldorf/Flughafen fährt in eine der Parkbuchten hinter dem Essener Hauptbahnhof. Drei Uhr nachmittags, grauer Himmel, windig, aber trocken, lebhaftes Treiben in Richtung Innenstadt und Fußgängerzone. Rollkoffer rumpeln über das Pflaster, scheinen ihre in Richtung Gleise hetzenden Besitzer überholen zu wollen. Eine Gruppe Japaner trippelt ungeduldig vor dem Cityhotel auf und ab und wartet wohl auf den Stadtführer. Vor den Plakaten des Kino-Centers stehen Trauben von Jugendlichen und diskutieren lautstark. Heavy Metal Sounds. Autos hupen, Motoren drehen auf, dazwischen das Klingeln und quietschende Halten der Straßenbahnen. Die üblichen Verdächtigen sitzen auf den Bänken des vernachlässigten Grünstreifens, struppige Hunde zu ihren Füßen. Der Joint geht von Hand zu Hand, gierige Züge, tiefes Inhalieren, bis der Stoff die Blutbahn überschwemmt. Reisende machen einen Bogen um die herumliegenden Becksflaschen. Alles friedlich. Die beiden Polizistinnen im vorbeikriechenden Einsatzwagen sehen keinen Grund auszusteigen und setzen ihre Streife fort.
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Fitter Silberschopf sucht Mann mit Fahrrad

Prima, dachte Gernot, während er die Partnerschafts-Anzeigen im »Zeitmagazin« überflog. Kurz und knackig. Nicht wieder so eine nervtötende Plaudertasche, die einen Partner sucht, den sie mit ihrem Mitteilungsbedürfnis zum Wahnsinn treibt.
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Darf ich Sie ein Stück begleiten?

Ulrich Maidorfer ist Lehrer für Bio und Sport. Groß, schlank, athletisch, mit kleinem Bauchansatz – altersbedingt, wie er meint. Er ist körperbewusst und ein wenig eitel wie fast alle Sportlehrer, aber bei Schülern und besonders bei den Schülerinnen sehr beliebt. Ein guter Kumpel, wie man so sagt, der es durchaus genießt, von den jungen Leuten gemocht zu werden, immer freundlich und hilfsbereit.
Was ihm aber nun mit knapp über 50 passiert, hätte er sich nie träumen lassen.
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Wahre Liebe

Als ich Annette zum ersten Mal sah, wusste ich: Das ist die Frau meines Lebens. Wir sind füreinander bestimmt. Ich lernte sie am Elternabend kennen, denn sie ist die Klassenlehrerin meiner Tochter. Wenn meine Ex-Frau keine Zeit hat, gehe ich zu den schulischen Veranstaltungen.
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