Freundinnen
Sabrina schlürft den Schaum von ihrem Milchkaffee. Es ist schon die zweite Tasse. Ungeduldig schaut sie durch die schlierige Glasscheibe auf die nahe Bushaltestelle. Typisch Ellen, immer zu spät. Wenn sie auch diese Tasse ausgetrunken hat, wird sie gehen. Dieses Mal wirklich. Eine Unverschämtheit, sie immer warten zu lassen. Nein, sie muss bei der Wahrheit bleiben. Ellen lässt nicht nur sie warten, Ellen lässt alle warten. Sie kann nicht anders. Sie kommt immer zu spät. Oder in der letzten Minute angehetzt. Sabrina weigert sich mittlerweile, mit ihr zusammen zum Theater oder zu einem Konzert zu fahren. Diese Hetzerei, dieses schweißtreibende Generve, wenn sie im Sturmschritt beim dritten Klingeln in den Saal rasen, unter bösen Blicken der anderen Leute, die im letzten Moment noch aufstehen müssen, obwohl sie es sich schon bequem in ihre Sitze gekuschelt haben. Möglichst den Mantel noch über dem Arm, weil keine Zeit mehr für die Garderobe geblieben ist. Sabrina trinkt einen großen Schluck. Gut, sie hat gelernt. Sie treffen sich erst vor Ort. Wenn Ellen angestürmt kommt mit wilden Haaren, Christian hinter sich herzerrend, haben Sabrina und Thomas schon gemütlich im Programmheft geblättert und wissen Bescheid.
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