Archive for Januar 2014

 
 

Amigas

2013-11-14_15-20-34Niemand versteht ein Wort. Die junge Frau mit dem zerrissenen T-Shirt und den von Dornen aufgerissenen Knien schluchzt und stammelt in einem Gemisch von Deutsch und Spanisch unverständliche Worte. Sie ist durch die Tür in der kleinen Bar am Dorfrand von Teno Alto gestolpert und hält sich am Tisch fest. Ihre Stimme überschlägt sich, Rotz läuft ihr aus Augen und Nase, die schwarzen kurzen Haare kleben am Kopf.
„Mi amiga“, versteht man. „Hilfe“ und „help“. Sie stampft mit dem Fuß auf, fuchtelt mit den Armen. „Rapido, rapido.“
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Klettern in den Canadas

2013-11-03_13-37-59Juan, ein erfahrener Sportkletterer aus Santa Cruz, hat für mich den „Cinchado“, den „steinernen Baum“ ausgesucht, einen 30m hohen Basaltfelsen, der eher wie ein erhobener Arm mit drohender Faust aussieht als ein Baum. Er hat mir angeboten, mich zu begleiten und zu sichern. Die im Felsengebiet der Roques de Garcia schroff aus dem Geröll herausragende Felsnadeln sind aus aufgetürmtem Magma entstanden, das bei seinem Austritt erlosch und Basaltsäulen hinterließ. Eine Touristenattraktion. Hunderte von kleinen bunten Leihautos parken vor dem Parador. Touristen klumpen auf der Plattform, sehen die grandiose Felslandschaft durch das Display ihrer Kameras. Nur die Aktivsten unter ihnen sind aus ihren Sandalen geschlüpft, haben ihre Wanderschuhe geschnürt und machen sich auf den vier Kilometer langen Weg um das Massiv, so wie es die nette junge Frau im Visitor-Center empfohlen hat.
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La Plaza de la Luz

2013-11-17_17-13-45Ich sitze im Schatten der Markise bei dem im Art nouveau Stil gebauten Pavillon mitten auf der Plaza de la Luz im historischen Kern der Altstadt von Los Silos, trinke ein Glas Milchkaffee und sehe den Maler mit schnellen Schritten über den Platz kommen. Graue Locken unter dem hellen Strohhut, den unvermeidlichen Zigarrenstumpen im Gesicht wie festgewachsen, die Staffelei unter der linken Achsel, ein Brett mit aufgezogenem weißen Papier am andern Arm schlenkernd. Seine Gestalt wirft einen langen Schatten auf die hellgrauen, kunstvoll verlegten Steine des großen Platzes.
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Mutter Alma

Nein, sie war weiß Gott kein Rippchen. Klein und kompakt, mit kräftigen Oberarmen und einem ausladenden Busen stand sie wie ein Fels hinter dem Ladentisch in dem kleinen Kiosk in der Nähe vom Gelsenkirchener Bahnhof, verkaufte Zeitungen und Illustrierte, lauschte geduldig dem Gemecker über steigende Benzinpreise und ewig verspätete Züge, holte Zigaretten aus dem Regal und Süßigkeiten, und dachte sich ihr Teil, wenn zur späteren Stunde Schnaps verlangt wurde. Bier und Korn schob sie über den Tresen, aber nie für Kunden unter 18. Da hatte sie ihre Prinzipien. »Nimm lieber nen Dauerlutscher«, hatte sie neulich zu einem pickeligen Knaben gesagt, der Bier und Zigaretten verlangte. Und als der Hänfling frech wurde, hatte sie ihre 80 Kilo Lebendgewicht um den Tresen gerollt, die Fäuste in die Hüften gestemmt und drohend gesagt: «Hau ab oder du kriegst den Hintern voll.« Der Junge hatte fluchtartig den kleinen Laden verlassen. Sie fand das normal.
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