Familienurlaub
In Deutschland war es windig und kalt, aber auf den Kanaren scheint die Sonne. Über die hohen Berge ziehen weiße Schäfchenwolken. Strandwetter. Mama, Papa, Julian und Tommi sitzen auf der Terrasse im Ferienhaus und schauen aufs Meer. Der Atlantik hat hohe Wellen, draußen sind Katzenköpfe zu sehen.
„Ich will baden“, sagt Julian und springt vom Frühstückstisch auf.
„Erst aufessen“, sagt Papa. „Das Müsli wird aufgegessen.“
„Ich habe keinen Hunger mehr“, mault Julian und schiebt seine Schüssel hinüber zu seinem kleinen Bruder Tommi, der immer alles in sich hineinschaufelt.
Doch Tommi hat genau zugehört.
„Wassa“, schreit er. „Schtand.“ Er weiß genau, was er will, und trommelt mit seinem Löffel auf den Tisch „Baden.“
„Nun ist Schluss“, sagt Mama. „Wir haben den ganzen Tag Zeit. Ihr esst jetzt euer Müsli auf, sonst habt ihr in einer Stunde schon wieder Hunger.“
„Eisch“, schreit Tommi begeistert. „Eisch!“
„Ok., am Strand gibt es ein Eis, aber nur, wenn ihr euer Frühstück aufgegessen habt.“
Im Nu ist auch der letzte Löffel Müsli verschwunden.
Tommi kommt mit seinen Schwimmflügeln angerannt und steht schon an der Tür.
Julian packt seine Badehose mit dem Schwimmabzeichen in den blauen Rucksack, stopft sein Lieblingshandtuch dazu.
„Immer diese Hektik“, schimpft Mama und fängt an, den Tisch abzuräumen..
„He, Julian, bring deine Schale und dein Glas in die Küche.“
„Mann eh“, sagt Julian, lässt aber dann doch den Rucksack fallen und schnappt das Glas.
„Tommi auch“, sagt Tommi und trägt stolz eine halbe Banane in die Küche.
Papa ist schon unten am Auto, räumt Badematten, Sonnenschirm, Handtücher in den Kofferraum.
„Vergiss das Sonnenöl nicht“, ruft er Mama zu. „Die Sonne brennt ganz schön stark.“
Endlich ist alles eingepackt, die Familie ist startklar. Papa lässt den Wagen an.
„Mist, ich habe meine Sonnenbrille vergessen“, sagt Mama.
Also, zurück ins Haus, Sonnenbrille holen.
„Hat sonst noch jemand etwas vergessen“, fragt Papa und rollt mit den Augen.
„Ich muss Pipi“, sagt Julian und rennt hinter Mama her.
„Tommi auch“, sagt Tommi und reibt an seiner Windel.
„Das kann ja heiter werden“, sagt Papa.
„Ich dachte, du willst noch ein Kind“, ruft Mama über die Schulter zurück. „Dann dauert alles noch länger.“
Papa zuckt die Schultern und sagt: „OK., OK., dann gehe ich auch noch zur Toilette.“
„Bitte nicht“, sagt Mama. „Das dauert ja dann ewig.“
Aber schließlich kommen sie doch noch zum Strand. Hier auf Lanzarote ist der Sand nicht weiß, sondern ganz dunkel. Das kommt von der Vulkanasche, die der Timanfaya, der höchste Berg auf der Insel, im Laufe der Jahrmillionen immer wieder in die Luft geschleudert hat.
„Deckig“, sagt Tommi und guckt skeptisch auf seine kleinen Füße, die ganz schwarz geworden sind. „Waschen“, und er watschelt zum Meer.
„Stop“, schreit Papa und rennt ganz schnell hinterher. „Schwimmflügel anziehen.“
Julian schaut auch nicht gerade begeistert auf den schwarzen Sand. Feinkörnig ist er ja, tut auch nicht an den Füßen weh, aber komisch sieht er schon aus? Und was ist überhaupt ein Vulkan?
„Mama, was ist ein Vulkan?“, fragt Julian.
„Das kann Opa besser erklären“, sagt Mama.
„Wo ist Opa? Schade, Opa ist nicht mitgekommen.«
„Ich kann das auch erklären“, sagt Papa.
„Opa weiß alles“, beharrt Julian.
„Hör mal!«, sagt Papa. Aber Julian hört schon nicht mehr zu. Er hat Max-Emanuel entdeckt, der mit seiner Mama auch auf Lanzarote Urlaub macht. Max-Emanuel trägt ein großes gelbes Brett unter dem Arm.
„Wofür ist das denn?“, fragt Julian neugierig, und auch Tommi hat vor Aufregung einen Finger in den Mund gesteckt und schaut das Board fasziniert an.
„Mein neues Bodyboard“, sagt Max-Emanuel. „Hat meine Mama mir heute Morgen gekauft.“
Er stapft ins Wasser und wirft das Brett auf eine Welle. Im Nu wird es wieder in den Sand geschwemmt.
„Man muss sich drauffletschen, dann kann man auf der Welle reiten“, sagt Max-Emanuel wichtigtuerisch und schiebt das Bord tiefer ins Wasser.
„Pass bloß auf, Max- Emanuel“, sagt Max-Emanuels Mutter. „Nicht dass du ertrinkst.“
„Bei den hohen Wellen ist das auch ganz schön gefährlich“, sagt Papa und zieht Max-Emanuel aus dem Wasser. Husten tut er und spucken. „Ii, ist das Wasser salzig.“
„Ich zeig`s euch“, sagt Papa, nimmt Max- Emanuel das Board ab und rennt in die Wellen. Über den ersten Brecher springt er rüber, hält das Brett in die Höhe, die zweite Welle nimmt er tauchend und die dritte…
„Komm zurück“, schreit Mama. „Die Jungs machen dir alles nach. Das ist viel zu gefährlich.“
Doch da hat sich Papa schon mit dem Bauch auf das Brett geschmissen und rast auf zwei großen Wellen auf den Strand zu. Strahlend richtet er sich auf.
„Geil“, sagt er. „So ein Brett will ich auch.“
„Ich auch“, sagt Julian“
„Tommi Bett haben“,“ sagt Tommi.
„Du bist zu klein“, sagt Julian. „Du kriegst kein Brrrrett. Du kannst ja noch nicht mal ´Brrrett` sagen.
Tommi schreit sofort los: „Bett haben, Bett haben!“ Er wirft sich in den Sand. Ein schwarzsandiges Rumpelstilzchen.
Doch das hört Papa schon nicht mehr. Er krault schon längst mit dem Brett über den nächsten Wellenberg, weiter hinaus ins Meer.
Max-Emanuels Mutter schüttelt den Kopf. „Eigentlich ist das Max-Emanuels Brett. Max-Emanuel wird gleich weinen.«
Max- Emanuel heult sofort los.
„Mein Brett. Mein Brett!“
„Kommt, wir bauen eine große Burg, Jungs“, sagt Mama peinlich berührt.“ Papa wird schon wieder kommen.“
Sie wendet sich an Max-Emanuels Mutter, zuckt hilflos mit den Schultern. „Männer!“
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