Die sind weisungsgebunden

Erst drohen sie mir mit Ordnungsgeld, jetzt sogar mit Haft. Uneidliche Falschaussage. So ein Unsinn. Und dabei geht es zum dritten Mal um diesen Schwarzen, diesen Drogenheini mit dem unaussprechlichen Namen. Der schluckt Kokainkügelchen und wundert sich, warum dann Brechmittel eingesetzt werden.  An die Opfer denkt keiner, nur immer an die Täter. An wie viele Kinder hat er denn auf dem Schulhof Drogen vertickt? Ist unseren Gutmenschen ja egal. Hauptsache,  der Täter kommt frei. Schwere Kindheit, jaja, Flüchtling aus Sierra Leone, wie schrecklich. Die können ja gerne kommen, wenn sie sich an unsere Gesetze halten. Niemand hat den gezwungen, Drogen zu verkaufen. Höchstens die eigenen Leute. Die verdienen sich dann goldene Nasen.
War ja auch Pech, dass der Typ dann gestorben ist. Bedauernswerter Zwischenfall. Aber wenn man bei jedem tödlichen Autounfall so ein Theater machen würde, kämen wir aus der Empörung gar nicht mehr raus. Wer sich ins Auto setzt, weiß um die Risiken. Deswegen fahre ich ja auch immer Fahrrad, hahaha. Oder segle.
Apropos Segeln, das ist auf jeden Fall auch gefährlich. Da verklag ich doch nicht den lieben Gott, dass er einen Sturm geschickt hat. War natürlich blöd von mir zu behaupten, ich sei bis gestern an Bord gewesen. Haben die Presseheinis ja auch sofort nachgeprüft, wann ich an Land gegangen bin. Meine Güte, ich habe einfach den Termin verschwitzt. Bin schließlich schon über siebzig, da kann das ja auch mal passieren. Und dass sie die Anhörung vorverlegt haben, das ist wirklich nicht mein Bier. Früher hat das ja alles meine Sekretärin im Griff gehabt, die hat abends meine Jackett-Taschen geleert und sich alle Zettel mit den Terminen angeschaut. Aber die Kleine, die man mir nach meinem Abgang noch für Büroarbeiten bewilligt hat, die ist einfach nicht fit. Kein Wunder bei dem Schulsystem hier. Die rafft nicht, dass man seinen Chef nicht vor der Presse reinreitet. Ich hätte mich schon erkenntlich gezeigt. Ihre Zeit im Rathaus ist damit beendet, dafür sorge ich. Und mit der Staatsanwaltschaft rede ich auch noch. Jahrelang war ich deren Vorgesetzter . Die sind weisungsgebunden, basta.
Einhunderfünfzig Euro Busgeld soll ich zahlen? Ist ja eigentlich ein Pappenstiel. Aber mir geht es ums Prinzip. So kann man mit einem verdienten Politiker nicht umgehen. Das lasse ich mir nicht gefallen. Die werden mich kennen lernen.


Tags:

 
 
 

Schreibe einen Kommentar