Archive for März 2016

 
 

Hau sie doch!

Seit fünfunddreißig Jahren arbeitete Marita in der Erzieherausbildung. Seit fünfunddreißig Jahren unterrichtete sie »Kinderliteratur«. Seit fünfunddreißig Jahren las sie mit den jungen Leuten Bilderbücher, Kinderbücher, Jugendbücher und immer wieder Märchen. »Dornröschen« und »Rumpelstilzchen«, »Frau Holle« und »Hänsel und Gretel«, »Der Wolf und die sieben Geißlein«, »Rotkäppchen und der Wolf«. Märchen, Märchen, Märchen. Ist ja auch wichtig für angehende Erzieher und Erzieherinnen, denn »Kinder brauchen Märchen«, sagt der Psychoanalytiker Bettelheim. Eine geordnete Welt in Schwarz und Weiß, wo das Böse böse und das Gute gut ist. Wo die böse Stiefmutter die Hexe ist und im Feuer verbrennt und die »richtige« Mutter ihr Kind behalten darf. Wo der Wolf der perverse Vater ist, der sich an dem kleinen Mädchen vergehen will undsoweiterundsoweiter.
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Hotel Mama

Die Korbians trauten ihren Augen nicht, als sie sich am frühen Sonntagnachmittag ihrem Haus näherten. Sprachlos blieben sie im Wagen sitzen und starrten. Die Einfahrt war zugestellt mit umgekippten Fahrrädern, Bierflaschen. Im Vorgarten zankten sich Krähen um die Essensreste auf den Papptellern. Die weiße Eule, von Herrn Korbian liebevoll aus weißem Tuffstein gehauen, war mit dem Kopf zuerst in ein Blumenbeet gerammt worden. Eins der Küchenfenster stand sperrangelweit offen. Kaum hatte Frau Korbian ihre langen Beine mit den hochhackigen Schuhen aus dem Auto geschwungen, riss schon eine Nachbarin das Fenster auf.
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