Manchen Morgen

Manchen Morgen
höre ich
durch das weit geöffnete Fenster
das fröhliche Zwitschern der Vögel.
Da kitzelt der erste Sonnenstrahl
meine Füße, ich recke
die Arme, springe vom Lager,
sprühend vor Energie,
begierig auf den neuen Tag.
Geh aus mein Herz und suche Freud …

 

Manchen Morgen
erwache ich
mit Druck hinter den Schläfen,
aufgestört vom schrillen Geschrei des Weckers.
Unfähig mich zu bewegen starre ich
in den unaufhörlich prasselnden Regen.
Und wie ein Blitzes trifft mich die Erkenntnis
dass auch ich endlich bin.
Die Götter halten die Waage
eine zögernde Stunde an.

 

Manchen Morgen
hält mich
ein Traum umfangen und und lässt mich
den sonnenwarmen Sand
unter meinem Rücken spüren.
Das sanfte Rauschen der Wellen
zieht mich zurück in die Traumzeit
mit dem beglückenden Gefühl
ewigen Lebens.
It’s a beautiful day …

 

Manchen Morgen
trinke ich
die schwarze Milch der Frühe
schon vor dem Aufwachen.
Gelähmt von dem Gefühl
der Sinnlosigkeit allen Seins
verfolgen mich die Katastrophenbilder
der abendlichen Tagesschau:
Kriege, Bombenattentate,
die aufgeblähten Bäuche der Kinder.

 

Manchen Morgen
sehe ich
hinter den geschlossenen Lidern
den weißen Reiter der Apokalypse
über die unendlichen Gräberfelder reiten.
Während die Torajas
zur fröhlichen Totenfeier
dem weißen Stier die Kehle durchschneiden.
Kein Grund zu trauern.
das Gamalan-Orchester spielt auf.

 

Manchen Morgen
verfolgt mich
das Bild meiner Mutter
auf ihrem Krankenlager.
Ich streichle das stille
Gesicht der alten Frau
die friedlich Abschied nimmt.
Herr, lehre uns bedenken,
dass wir sterben müssen,
auf dass wir klug werden.


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